Das Ehrenmal in der Dorfmitte
Vorgeschichte:
1920 In einer am 23. Febr. In der 1. Klasse (Schule) abgehaltenen Gemeinderatsversammlung, einberufen von der Gemeindevertretung, wurde verhandelt über das zu errichtende Kriegerdenkmal. Einstimmig sprachen sich alle dafür aus, für den Ort ein eigenes Denkmal zu errichten. Die Platzfrage rief eine lebhafte Debatte hervor. Hinrich Holm schlug die Sandkuhle vor, H. D. Ruge den oberen Schulgarten, mit dem Bemerken, daß er soviel Land von seiner Koppel hergeben wollte, als für das Denkmal erforderlich sei. Gegen beide Pläne wandte ich mich (Dorflehrer Göttsche) und bat H. D. Ruge von seiner Koppel das Land in der Verlängerung der Wassergenossenschaft zur Verfügung zu stellen. Das tat dieser auch. Die ganze Versammlung war nun damit einverstanden, daß das Denkmal auf dem angebotenen Platz errichtet werden solle. Es wurde nun eine Kommission gebildet, die die Sache in die Hand nehmen soll.
Es wurde dann anschließend wohl von dieser Kommission beschlossen, daß Denkmal am Dorfteich errichten zu lassen.
...eine alte `Handzeichnung nach den Katasterkarten´ aus dem Jahr 1920 zeigt detailgenau die damalige Dorfmitte von Beringstedt. Der Stand dieser Zeichnung liegt jedoch über 10 Jahre davor, denn das Haus des Kaufmann Ehler Ruge auf dem Dreieck wurde 1911 gebaut und ist auf dieser Zeichnung noch nicht eingezeichnet.
Zum Gedenken an die Gefallenen des 1. Weltkrieges 1914-18 wurde in der Dorfmitte ein Ehrenmal errichtet, das der Kunstmaler Passig 1924 entworfen hat. Die feierliche Einweihung fand am 3.8.1924 statt.
Hierzu steht folgender Eintrag in der ersten Schulchronik im Dez. 1923: Das Kriegerdenkmal wurde bis auf das Einsetzen der Tafeln fertig.
4. August 1924 Gestern wurde das Kriegerdenkmal eingeweiht. Die Festordnung war folgende:
1. Anfang mit Musik: Die Himmel rühmen des ewigen Ehre
2. Weihrede, Pastor Tamm.
3. Enthüllung und Übergabe an die Gemeinde (Bruhn)
4. Ehrensalve
5. Übernahme durch den Gemeindevorsteher.
6. Musikgesang, Wie sie so sanft ruhen.
7. Schule: a) Gedicht: Den Gefallenen (W. Ostwald, Alma Behnck)
b) Gedicht: Für uns (Frieda Sievers)
c) Lied: Freiheit, die ich meine
d) Ansprache an die Jugend „Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben. (Lehrer Göttsche)
e) Gedicht: Ich hatte einst ein schönes Naturland -Wolf-. (Max Voß)
f) … : Mein Vaterland -Fallersleben- (Anne Mehrens)
g) Lied: Ich hab´ mich ergeben
8. Gedicht: Die Eichen -Krömer- (Anna Rubien)
9. Gedenkrede Meierist Gosch
10. Musik
11. Gemeinsames Lied: Deutschland über alles (1-4)
12. Kranzniederlegung
11.9.34 Der Denkmalteich wurde als Feuerlöschteich gereinigt und mit Lehm ausgelegt.
In der Dorf- und Schulchronik finden sich viele Einträge zu den jährlichen Gedenktagen, die in den 1930ger Jahren Ende Februar oder Anfang März abgehalten wurden. Nach der Machtübernahme der Nazis wurde dieser Tag, der zuvor noch Volkstrauertag hieß, dann `Heldengedenktag´ genannt.
Hierzu gibt es in der Dorf- und Schulchronik einen Bericht, geschrieben von Hannelore Hachmeister (Schülerin, geschrieben in alter deutscher Schrift):
Heldenfeier in Beringstedt, 17.3.1935
Wie festlich sind doch heute die Straßen geschmückt! Fast vor jedem Hause wehen die Fahnen auf Halbmast, weil heute ja Heldenfeier ist. Aber wie wenig passen doch all die fröhlichen Gesichter zu dem ernsten Tag. Überall sieht man erregte Gruppen heftig diskutierend zusammenstehen. Jetzt höre ich: Extrablatt! Und schon habe ich eins mit der fettgedruckten Überschrift: „Deutschland führt die allgemeine Wehrpflicht wieder ein!“ in der Hand. Schnell eile ich damit zu meinem Vater. „Das ist richtig“, sagt er, „Das hätte schon lange kommen müssen. Darüber wird sich wohl jeder alte Soldat freuen“. Noch lange unterhalten wir uns darüber, bis ich um ½ 2 Uhr zur Schule muß, damit ich die Feier am Denkmal nicht versäume. Von der Schule marschieren wir geschlossen nach Ott. Hier sind auch der Kriegsverein, die SA und der Gesangsverein versammelt. Mit diesen Vereinen an der Spitze marschieren wir nun zum Denkmal. Viele Menschen sind hier schon versammelt. Mit dem schönen alten Liede: „Wir treten zum Beten“ beginnen wir unsere Feier. Hierauf folgen einige Gedichte über wahres Deutschtum und Soldatenpflicht. Jetzt singen wir „Sie sollen ihn nicht haben“ und dann sagen wieder einige Schüler Gedichte auf von der Freude und Hoffnung der Soldaten im Feld. Der Schülerchor singt nun wieder „Wohl sehr glücklich ist“. Ein Gedicht über die Freude und Andacht des Heimkehrenden. Herr Lehrer Göttsche hält danach eine Ansprache übe die Empfindungen der Gefallenen, wenn sie der Feier beiwohnen könnten. Nun kommen Gedichte von Not, Pflicht und Hoffnung der Deutschen und anschließen legt Klaus Mehrens den Kranz der Schule nieder mit den Worten: „Gehorsam und pflichtgetreu bis in den Tod. Der Gesangverein singt: „Morgenrot, Morgenrot“. Die erste Klasse spricht im Sprechchor den Dank für die Opfer der Mütter und Frauen des Gefallenen aus. Wieder folgt eine Ansprache und Kranzniederlegung. Anschließend singt wieder der Gesangsverein „Ich hab mich …(?)“. Endlich kommt auch die Ehrensalve und anschließend das Lied des Gesangvereins: „Ich hat einen Kammeraden“. Als letzten Gruß singen wir noch gemeinsam die erste Strophe vom Deutschland- und …(? schlecht lesbar)... lied.
Zufrieden, weil es, wozu auch das gute Wetter viel beigetragen hat, so gut klappte, marschieren wir wieder zur Schule zurück, um die Fahnen, unter dem Liede: „Nun danket allen Gott“, wieder hochzuziehen, anläßlich der Wehrpflicht. Alle gehen wir froh nach Haus. Am freudigsten sind wohl die Jungen, weil ihnen nun allen wieder eine Zukunft offensteht.
unterschrieben von Hannelore Hachmeister
Nach dem 2. Weltkrieg kam dann ein weiterer Gedenkstein hinzu. Er wurde im Juni 1951 eingeweiht. Hierzu hat der Hauptlehrer H. Wächtler in der Dorf- und Schulchronik folgendes notiert:
Gegenüber dem Ehrenmal für die Gefallenen von 1914-1918 hat die Gemeinde ihren Gefallenen und Vermißten des letzten Weltkrieges einen Gedenkstein errichtet. In einer abendlichen Feierstunde, zu der sich die Dorfgemeinschaft rund um die Ehrenmalanlage versammelt hatte, wurde am 13.6. der Gedenkstein geweiht. Pastor Puschke hielt die Weihrede. Bürgermeister Greve sprach Worte des Gedenkens und verlas von einer Pergamentrolle die Namen der 110 Gefallenen, Vermißten und Verschleppten. Die Namensliste ist in einer Bleihülse in den Stein eingemauert worden. Während der Feier hielten Fackelträger die Wacht.
Bis heute werden hier jedes Jahr am Volkstrauertag, bei einer Gedenkfeier, die Namen der gefallenen Soldaten beider Kriege verlesen. Diese Aufgabe übernimmt eine Abordung der Feuerwehr. Der Bürgermeister spricht ein paar Worte, ebenso wie der Pastor aus Todenbüttel. Der Gemischte Chor singt 2-3 Lieder und manchmal gibt es auch Beiträge von Jugendlichen aus dem Dorf. Es werden Kränze niedergelegt und eine Ehrenwache steht mit Fackeln am Ehrenmal. Bei sehr schlechtem Wetter wird diese Gedenkfeier in der Mehrzweckhalle auf dem Schulberg abgehalten.
2015 wird das Gelände rund um den Teich am Ehrenmal neu gestaltet. Der Gedenkstein, der zuvor gegenüber dem Ehrenmal gestanden hat wird an eine neue Stelle verlegt, direkt neben das alte Ehrenmal. Die im Sockel enthaltene Zeitkapsel wird bei dieser Aktion geöffnet (siehe Archiv der Beringstedter website), dann mit Dingen aus der heutigen Zeit ergänzt und im neuen Sockel wieder eingemauert.
Diese Bilder zeigen den ehemaligen Platz des Gedenksteins auf dem Gelände am Ehrenmal. Das Bild links wurde um 1960 herum aufgenommen, Bild rechts in den 1980ern.
Das Denkmal im Jahr 2020:
Diese Listen wurden in mühevoller Kleinarbeit von Peter Zech zusammengestellt. Sie werden jährlich bei der Gedenkfeier am Volkstrauertag verlesen:
Liste der Gefallenen und Vermißten des 1. Weltkrieges 1914 – 1918
12.09.1914 Hans Detlef Voss
25.09.1914 Hans Voss
22.03.1915 Claus Schneider
18.05.1915 Ortwin Peters
30.05 1915 Johann Ehlers
15.06.1915 Claus Bolln Mückenhörn 9
15.06.1915 Jürgen Harms In der Marsch 5
09.11.1915 Hans Wensien
09.11.1915 August Susquin
27.02.1916 Hans Martens
23.04.1916 Georg Schneider
12.06.1916 Hinrich Rühmann
28.06.1916 Wilhelm Voss
21.07.1916 Hans Lembke
01.08.1916 Hans Schröder
04.09.1916 Eduard Gier
29.11.1916 Wilhelm Haack
29.11.1916 Jürgen Greve
23.04.1917 Heinrich Butendorf
21.12.1917 August Jonasson
02.03.1918 Johannes Butenschön
22.03.1918 Hermann Bolln
06.04.1918 Hermann Sievers
12.04.1918 Max Hadenfeldt
03.10.1918 Valentin Angrik
28.10.1918 Max Behrens
11.11.1918 Markus Pahl
Liste der Gefallenen und Vermißten des 2. Weltkrieges 1939 – 1945
Maria Auksutat
Ernst Becker
Willy Becker
Hans Behrens
Richard Behrens
Anna Betka
Bruno Betka
Ernst Betka
Claudius Brandenburg
Ernst-Werner Bremer
Johann Dallmeyer
Johannes Gailus
Ernst-Otto Gier
Karl-Heinrich Gier
Gerhardt Gennrich
Günter Göttsche
Ernst Glodowski
Paul Gundlach
Reinhard Gundlach
Claus Heinrich Hadenfeldt
Wilhelm Hadenfeldt
Hans-Heinrich Harms
Jürgen Harms
Rudolf Hartig
Max Heesch
Klaus Hespe
Ernst Hinrichs
Hermann Hinrichs
Hans Holm
Adam Janz
Anna Jeske
Erich Walter Jeske
Horst Werner Jeske
Wilhelm Jonasson
Georg Klein
Arthur Keller
Heinrich Klose
Friedrich Kock
Wilhelm Krogh
Paul Küpers
Otto Lamprecht
Kurt Lübke
Friedrich Martens
Otto Martens
Otto Mehrens
Erich Papendorf
Fritz Poschmann
Richard Poschmann
Jürgen Ott
Hans-Detlef Ruge
Max Ruge
Paul Ruge
Otto Schlegel
Walter Schnoor
Alfred Schößler
Wilhelm Schröder
Otto Schrum
Martin Schütt
Kurt Sentek
Hans Skwierblies
Gustav Stahnke
Otto Stahnke
Willy Stahnke
Willy Stolley
Kurt Teske
Johann Trede
Wilhelm Vollert
Wilhelm Wendell
Wilhelm Willms
Franz Zech
... RIP...