Die alte Meierei von Beringstedt in der Friedenstaße
Meiereigenossenschaft Beringstedt
81 Jahre lang gab es in Beringstedt eine Meierei. Im Februar 1887 wurde -im Haus von E. Holm- von den Gründungsvätern der Bau einer Meierei beschlossen. Diese ging dann 1888 in Betrieb. Damals war dies ein bedeutungsvoller Fortschritt zu der bis dahin üblichen Milchverarbeitung, das Buttern auf jedem einzelnen landwirtschaftlichen Hof, was jedoch noch nicht von jedem Milchproduzenten so gesehen wurde. Einige wollten es lieber bei der althergebrachten Verfahrensweise belassen. So wurden von den 18 erschienenen Mitglieder, durch einfache Stimmenmehrheit, der Vorstand gewählt:
Hans Lucht (Vorsitzender), Johann Wendell, Samuel Timm, Hinrich Holm (Schriftführer) und Hans Hadenfeldt
Der Butterhändler Stoffer (Christoffer) Evers (er wohnte im Haus: In der Marsch 1) lieferte damals die in Beringstedt produzierte Butter, mit seinem Pferdefuhrwerk, einmal in der Woche bis nach Hamburg. Hier bekam er die besten Preise für seine Ware bezahlt.
Informationen aus der Festzeitschrift, die zum 75. Jubiläum der Meierei (1962) gedruckt wurde, von Ingrid Martens 2019 beim durchsuchen alter Unterlagen wiedergefunden und für die Chronik zur Verfügung gestellt wurde:
1895 betrugen die Betriebskosten 1Pf je Liter Milch.
1896 wurde mit dem Kartoffeldämpfen begonnen.
1900 wurde vom Vorstand beschlossen die Milchlieferungen monatlich abzurechnen (vorher alle 4 Wochen).
Der erste Anstellungsvertrag mit dem Meieristen, datiert am 1. August 1903.
Am 12. März 1904 wird mit dem Käsen begonnen. Der Meierist erhält eine Entschädigung von 50 Pf je Stück.
1919 betragen die Betriebskosten je Liter Milch 4 Pf.
Lt. Protokoll vom 22.10.1921: Teuerungszuschlag für den Meieristen: für 1 Schwein 3.000,-- RM.
1922 beträgt das Gehalt für den Meieristen 20.000,-- Mark. Im selben Jahr gibt es die erste Bilanzveröffentlichung in den Genossenschaftlichen Mitteilungen. Im Oktober wird Butter zur Auktion des Meiereiverbandes Schleswig-Holstein zur Verfügung gestellt. Ankauf neuer Maschinen für 840.000,-- Mark von Bergedorf. Kostgeld für den Monteur: 1.000,-- Mark je Tag. (Inflationszeit)
1923 beträgt das Gehalt des Meieristen 100 Goldmark je Monat.
März 1927: Antrag auf Prämierung sauberer Milch - abgelehnt.
1932 gibt es lt. Protokoll eine tägliche Fettprobe, abends und morgens. Im gleichen Jahr findet eine Pfändung der Milchgelder durch die Gemeinde statt, zur Begleichung der Gemeindesteuer.
Ab 1935 wird eine bargeldlose Milchgeldauszahlung eingeführt. Die Geschäftsverbindung zur Spar- und Darlehenskasse besteht seit 1903.
Weitere bemerkenswerte Auszüge aus den Protokollen:
In der Gründungsversammlung wurde die Höhe des Geschäfts-Anteils auf 10 bis 40 Mark festgelegt.
Beschluß 1894: Die Höhe der Geschäftsanteils beträgt 65 Mark.
Beschluß 1896: Beitritt zum Westholsteinischen Meiereiverband.
Beschluß 1897: Austritt aus dem Westholsteinischen Meiereiverband.
Beschluß 1899: Grundstückkauf von Hinrich Holm (sein Hof lag in der alten Dorfstraße -heute nicht mehr vorhanden-)
Beschluß 1904: Wohnhaus-Neubau genehmigt. (Wohnhaus für den Meieristen. Heute Haus Friedenstraße 11)
Beschluß 1914: Kauf eines ASTRA-Butterkneters ohne Wandvorrichtung, Preis: 540,-- Mark, vom Bergedorfer Eisenwerk
Beschluß 1919: Bezahlung der Milch nach Fettgehalt. Die Untersuchung erfolgt 3mal im Monat durch den Vorstand.
Beschluß 1920: Beitritt zum Zweckverband der Meiereien des Kreises Rendsburg.
Beschluß 1928: Annahme der Normalsatzung
Die Meiereigenossenschaft hat sich eine neue Neigungswaage angeschafft. (Febr. 1932 -Eintrag in der Dorf- und Schulchronik-)
Beschluß 1933: Beitritt zum Land- und Bauernbund
Beschluß 1942: Umwandlung in eine Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht. Annahme einer neuen Satzung. Der Geschäftsanteil beträgt 10 RM, die Haftsumme 50 RM je Anteil.
Im Jahr 1942 wird die Seefelder Meierei stillgelegt. Die Seefelder liefern ihre Milch jetzt nach Beringstedt.
Die Investitionen, für Maschinen und ähnliches, beliefen sie in den Jahren 1950 - 1961 auf 117.000,-- DM.
Das Eigenkapital erhöhte sich von 24.700,-- DM (1950) auf 49.700,-- DM in 1961.
Betriebsleiter in der Meierei waren:
Mai 1887 - April 1888 C. Pahl, Meierist aus Jevenstedt
April 1888 - Nov. 1890 C. Petersen, Meierist aus Gnutz
Nov. 1890 - Dez. 1892 H. Rohde, Meiereihaushalter aus Osterwohld
Dez. 1892 - April 1896 C. Stocks, Meierist
April 1896 - März 1903 F. Dittmer, Meierist
März 1903 - Nov. 1915 Ratje, Meierist aus Lütjenwestedt
Nov. 1915 - April 1921 Herring, Meierist aus Spann/Hademarschen
April 1921 - Aug. 1935 Hans Gosch, Meiereimeister aus Breiholz. Er wurde aus 88 Bewerbern gewählt.
Aug. 1935 - März 1958 Karl Heising, Meiereimeister aus Wrist. Er wurde aus 31 Bewerbern ausgewählt.
März 1958 - April 1959 Kurt Sievers, Meiereimeister aus Hohenwestedt
April 1959 bis zur seinem Tod K. H. Bern, Meiereimeister aus Ostenfeld/Husum
dann folgte noch Uwe Schilling
Die ersten beiden Bilder wurde von Rolf Kühl zur Verfügung gestellt. Rechts sein Bruder Uwe (mit Zettel in der Hand), er sollte wahrscheinlich etwas abholen. Vorne: Frau Hinrichs beim Abwiegen, sie wohnte gegenüber, dahinter Frau Wensien. Das dritte Bild zeigt Claus H. Seemann beim Anliefern seiner Milch (zur Verfügung gestellt von Karla Seemann.
Weitere Meieristen waren: Helmut Behrens Karl Heinz Berndt (+1954) Uwe Schilling
Bild oben: Der Meierist Helmut Behrens (Mitte) mit Frau (2.v.l.) und Kind, ganz links: Grete Hinrichs, Mitte -nach rechts: Anne Breiholz, Margareta Kicksee, Helene Kröger und Martin Kröger. Dieses Bild wurde (2021) von H. P. Breiholz zur Verfügung gestellt. Im Hintergrund ist das Meierei-Wohnhaus vom Meieristen zu sehen (Friedenstraße 11).
1962 am 10. Februar, feierte die Meiereigenossenschaft Beringstedt ihr 75-jähriges Bestehen
hierzu waren auch die beiden Ehefrauen der ehemaligen Meieristen eingeladen: Marga Berndt und Cäcilie Heising. Zu sehen auf dem folgenden Foto (zur Verfügung gestellt von Ingrid Martens):
von links: Detlef Trede, Hinrich Mehrens, Hans Wendell, Marga Berndt, Hans Jakob Holm, Martin Schipmann, Ehler Holm, Cäcilie Heising, Hans Harms, Claus Martens, Herbert Jürß, Claus Hadenfeldt.
Gefeiert wurde dies im Gasthaus Lenschow:
Auch auf einem Kalenderblatt wurde dieses Ereignis ebenfalls festgehalten:
Bild oben: Peter Büssen mit seinem Milchwagen und der Meierist Uwe Schilling
Die Leistungsfähigkeit steigerte sich von 300 192 Liter im Jahr 1888
auf 1 170 000 kg im Jahr 1968
1969 wurde die Meiereigenossenschaft aufgelöst. Bei der letzten Milchlieferung gab es einen kleinen Imbiss.
Zuvor hatten bereits einige Bauern ihre Milch zur Meierei nach Hohenwestedt bringen lassen, weil dort für den Liter Milch einige Pfennige mehr bezahlt wurden. Da konnte die kleine Dorf-Meierei dann nicht mehr mithalten und so wurde sie, wie auch die Meiereien in den umliegenden Dörfern -eine nach der anderen-, geschlossen und eine Dorfgeschichte ging zuende.
Zum 1. März 1969 war dann Schluß.
Die Gebäude wurden verkauft an Otto Lucht der hier eine Reparatur-Werkstatt einrichtete. Er arbeitete zuvor bei Jochim Butenschön als Werkstattleiter (Pächter). Bei ihm machte Hans-Detlef Voß (Saar 45) seine Lehre zum Landmaschinen-Mechaniker. Geselle war damals Gerhard Marquardt (Bruder von Marianne Solterbeck).
Dann ging der Besitz über an die Familie Riese. Heute betreibt Kai Riese hier seine Autowerkstatt.
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